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Digitale Transformation im Schuhfacheinzelhandel

Das Jahr 2020 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem die Welt mit der Corona-Pandemie konfrontiert wurde und zahlreiche Veränderungen im Alltag und in der Wirtschaft mit sich brachte. Eine bedeutende Entwicklung war der Anstieg des Online-Schuhhandels in Deutschland, der laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln rund 38% aller Schuhkäufe ausmachte. Während sich die Zahlen nach dem Höhepunkt der Pandemie wieder leicht normalisieren, kämpft der lokale inhabergeführte Schuhfacheinzelhandel weiterhin mit den Auswirkungen des wachsenden E-Commerce, was zu sinkenden Umsätzen und Geschäftsschließungen führt.

FachhändlerInnen tauschen sich aus und lösen gemeinsam Probleme

Um mögliche Lösungsansätze für den klassischen Schuheinzelhandel zu diskutieren, hat am 6. Juni 2023 ein bundesweiter Erfahrungsaustausch zwischen SchuhfacheinzelhändlerInnen und WissenschaftlerInnen des Competence Center E-Commerce (CCEC) der Fachhochschule Südwestfalen in Soest stattgefunden. Die Veranstaltung ist Teil des Initialprojekts KOMMIT.digital im Rahmen des Förderprojekts Digitalise_SWF und ermöglichte einen Dialog zwischen UnternehmerInnen und Hochschulen zum Thema Digitale Transformation.

Prof. Dr. Peter Weber begrüßt die Teilnehmenden der ERFA-Tagung

Begrüßung der Teilnehmenden der Erfahrungsaustausch-Tagung durch den Leiter des CCEC Prof. Dr. Peter Weber. Foto: FH SWF

Marcel Patalon und Anja Schulte von der Fachhochschule Südwestfalen beschäftigen sich in ihrer Forschung mit den Themen Digitale Transformation von Städten sowie mit der Analyse von nachhaltigen Lieferketten im Handel und präsentierten Ergebnisse einer Szenario-Analyse, die im Jahr 2020 im Rahmen des Förderprojekts City Lab Südwestfalen durchgeführt wurde. Beide verknüpften in ihren Vorträgen aktuelle Zahlen und Trends zum deutschen Schuhmarkt mit der Entwicklung ländlich geprägter Innenstädte, die eng mit dem Einzelhandel verbunden sind. Die darauf folgende lebhafte Diskussion mit allen Teilnehmenden fokussierte die aktuellen Herausforderungen des Schuhfachhandels und brachte erste operative Lösungsansätze.

Der steigende Online-Direktverkauf der Hersteller an Endkunden ist ein großes Problem

Vor der Digitalisierung war der stationäre Einzelhandel einer der wichtigsten Vertriebskanäle für die Produzenten, um ihre Waren vor Ort an Kunden zu verkaufen. Die HändlerInnen erklärten weiter; dass einige bekannte Hersteller den lokalen Einzelhandel nicht mehr mit Produkten beliefern, sondern in eigenen Online-Shops die Schuhe selbst verkaufen. Dies hat zur Folge, dass immer weniger bekannte Marken in den Ladenlokalen angeboten werden können, was zu einem Attraktivitäts- und Kundenverlust führt. Das Thema Verfügbarkeit ist allgegenwärtig im Handel – aufgrund der hohen Lagerkosten, können kleinere Unternehmen nicht mit den großen Online-Anbietern konkurrieren.

Marcel Patalon und Anja Schulte diskutieren mit Schuhfacheinzelhändler über Digitale Transformation

(v. r. n. l.) Marcel Patalon und Anja Schulte diskutierten mit den SchuhfachhändlerInnen über einen möglichen Nachhaltigkeitsansatz, um der sinkenden Kaufkraft entgegenzuwirken. Foto: FH SWF

Die intensive dreistündige Veranstaltung brachte neben Digitale Point-Of-Sale-Lösungsansätzen noch weitere Ideen hervor, darunter ein Fokus auf nachhaltige Produkte und Verkaufskonzepte sowie die Konzeption einer Schuh-Flatrate speziell für Kinder. Die Teilnehmenden waren begeistert von der Vielfalt der diskutierten Ansätze und waren sich einig, dass der Erfahrungsaustausch auch in Zukunft fortgeführt werden sollte. „Wir werden in Kontakt bleiben und uns weiterhin regelmäßig austauschen“, betonte Prof. Dr. Peter Weber, „Möglicherweise können wir einige der Ideen im Rahmen des Initialprojekts begleiten und umsetzen.“